Waldemar Merz
Mundmaler
Mundmaler
An eine Zeit ohne Malen kann sich der Mundmaler Waldemar Merz nicht erinnern: „Ich habe schon als Dreijähriger mit Stiften umgehen können und meine beiden jüngeren Schwestern haben es später genossen, dass ich so gern mit ihnen gebastelt und gemalt habe.“ Und das, obwohl er an einer sehr seltenen Gelenksteife leidet, die auf eine Entwicklungsstörung im Mutterleib zurückzuführen ist.
Aufgewachsen ist Waldemar Merz in der Obhut seiner Großmutter. „Auch wenn ich meine Arme und Beine noch nie bewegen konnte, hatte ich doch eine glückliche Kindheit. Wenn ich mich an meine Heimat erinnere, dann scheint dort immer die Sonne“, sagt Waldemar Merz lächelnd. Eine Schule hat er nie besucht, aber das Lernen im Familienkreis verhalf ihm zu einer beeindruckenden Bildung.
Mit seiner Großmutter sprach er nur deutsch und so war es für ihn etwas einfacher, als sich 1996 die Möglichkeit bot, zusammen mit ihr nach Deutschland auszureisen. Nach zwei Jahren in einer Wohnung für Spätaussiedlerinnen und -aussiedler unweit von Göppingen kam Waldemar Merz in eine Bildungsstätte für Menschen mit Behinderung in Weingarten in der Nähe des Bodensees. Dort machte er eine Ausbildung im Bereich Informatik, doch hatte ihn zu dieser Zeit bereits die Liebe zur Kunst vereinnahmt.
Als er im Jahr 2006 in Geislingen seine erste Ausstellung eröffnen konnte, war das eine große Freude für Waldemar Merz. „Ich wollte ja nicht nur ein bekannter Maler werden, sondern damit auch meinen Lebensunterhalt verdienen“, erklärt Waldemar Merz. „Endlich war ich meinem wichtigsten Ziel ein Stück nähergekommen.”
Gleichzeitig spürte Waldemar Merz aber auch, dass er sich als Autodidakt nicht über eine gewisse Grenze hinaus würde entwickeln können. So war der Kontakt zur Vereinigung der Mund- und Fussmalenden Künstler eine weitere glückliche Begebenheit: „Als Stipendiat bekomme ich eine professionelle Weiterbildung.“
Früher malte Waldemar Merz vornehmlich in Öl, seit einigen Jahren fasziniert ihn die Aquarellmalerei. „Bilder vom Meer, Landschaften, Berge, Bäume ... aber auch schöne Gebäude sind die Motive, mit denen ich mich am liebsten beschäftige.“
Seit 2009 ist Waldemar Merz Stipendiat der Vereinigung der Mund- und Fussmalenden Künstler in aller Welt e. V. (VDMFK).
Künstleraktivitäten
Filmischer Blick über die Schulter
Um einen kleinen Einblick in sein künstlerisches Schaffen zu ermöglichen, hat Waldemar Merz zwei neue Videos online gestellt, in denen zu sehen ist, wie er eine bunte Herbstlandschaft und ein idyllisches Fischerdorf auf die Leinwand bringt. Dieser jeweils rund 10-minütige, filmische Blick über die Schulter des Mundmalers ist faszinierend – nicht zuletzt wenn man sieht, mit welcher Präzision der Künstler den Pinsel mit dem Mund führt.
> Hier geht es zu den beiden Mitschnitten
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Buntes Frühlingstreiben
Der „Kunstfrühling Geislingen“ ist ein Gemeinschaftsprojekt bildender Künstlerinnen und Künstler aus Geislingen und dem Kreis Göppingen. Rund 50 Maler*innen, Bildhauer*innen, Fotograf*innen und Installationskünstler*innen zeigen in „Galerien auf Zeit“ in der Fußgängerzone und der Stuttgarter Straße, was in den vergangenen Wochen und Monaten in ihren Ateliers entstanden ist. Mit dabei ist auch der in Geislingen lebende Mundmaler Waldemar Merz, von dem in der Hauptstraße 36 verschiedene Gemälde zu sehen sind. Begleitet wird die vom 5. bis 21. Mai dauernde In- und Outdoor-Ausstellung an den Wochenenden von einem abwechslungsreichen Veranstaltungsprogramm.
Jubiläumsgeschenk übergeben
Im Rahmen des Geislinger Kulturherbstes lud am 21. Oktober 2016 die Stadtverwaltung zum Tag der offenen Türe ins frisch sanierte Rathaus, das dieser Tage 100 Jahre alt wurde. Zu den Gästen gehörten auch Mundmaler Waldemar Merz und sein Mallehrer Martin Schwaiger. Der Künstler übergab Oberbürgermeister Frank Dehmer ein Jubiläumsgeschenk: das eigens für diesen Anlass geschaffene Gemälde „Die gute Stube Geislingens“.
Die Kunst schläft nicht …
Kunst in allen Facetten und an außergewöhnlichen Orten: Das verspricht die 6. Bad Ditzenbacher Kunstnacht. Am 23. April zwischen 17 und 1 Uhr sind Höfe, Scheunen, Garagen, Gaststätten und Läden für einen kulturellen Rundgang durch den gesamten Ortskern geöffnet. Eingerahmt von einem vielseitigen Programm präsentieren dort rund 40 Künstler*innen ihre Werke – darunter auch Mundmaler Waldemar Merz. Die Veranstaltung verspricht ein abwechslungsreiches Kunst- und Kulturerlebnis in ungewohnter Kulisse.
Mit viel Freude und Farbe
Waldemar Merz hat eine Vorliebe für die Natur. Landschaften in Verbindung mit Architektur haben es ihm dabei besonders angetan. Mit viel Freude und kräftigen Farben widmet sich der Mundmaler aus Geislingen diesen Motiven. Ein Auszug seines Schaffens ist aktuell in der Helfenstein Klinik in Geislingen zu sehen. Neben Bleistiftzeichnungen umfasst die Ausstellung Bilder in Acryl, Öl und Mischtechnik. Bis zum 6. Mai 2016 können sich Besucher*innen einen Eindruck seines farbintensiven Werks verschaffen.