Thomas Kahlau
Mundmaler
Mundmaler
geb. 1961 in Potsdam
Stipendiat der VDMFK ab 1986, Vollmitglied seit 1995, Vorstandsmitglied seit 2013, seit 2017 Vizepräsident
Stipendiat der VDMFK ab 1986, Vollmitglied seit 1995, Vorstandsmitglied seit 2013, seit 2017 Vizepräsident
„Der Gegenstand ist mir wichtig, um einen Einstieg in meine Bilder zu finden“, sagt der Mundmaler Thomas Kahlau. Zentraler Gegenstand seines Werks ist die Natur, aber auch deren Verbindung mit Architektur. Besonders die märkische Landschaft und die Landschaftsparks der Potsdamer Schlösser sind für ihn immer wieder Anziehungspunkte.
Thomas Kahlau ist seit einem Badeunfall im Alter von 15 Jahren vom Hals abwärts gelähmt. Die Zeit nach dem Unfall nennt er eine zehnjährige „Eiszeit“ – er hat sie überwunden. Anfangs malte er noch aus therapeutischen Gründen, aber längst gilt: „Die Malerei wurde zum wichtigsten Bestandteil meines Lebens. Sie wurde zur geistigen und materiellen Nahrung für mich.“ Der Künstler malt mit verlängertem Pinsel, um mehr Abstand zum Bild zu haben. Dynamisch-bewegte Pinselstriche sind typisch für seinen Malstil – in Öl oder Acryl, selbst in Aquarell. Er beschäftigt sich viel mit Kunst, schätzt an den Expressionisten ihre Farbwahl und die Kraft, und dies zeigt sich auch in seinen Bildern. Andererseits lassen sich bei ihm immer wieder auch impressionistische Bildstimmungen entdecken. Er hat seinen unverkennbar eigenen Malstil gefunden.
Thomas Kahlau ist ein vielseitig interessierter Mensch: Neben der Malerei engagiert er sich auch für die Belange der Menschen mit Behinderung. Über seine eigene Lebensgeschichte hat er 1992 ein Buch geschrieben, das den bemerkenswerten Titel trägt: „Die Kraft in mir“. Mit seiner Kraft, die ihm trotz seiner schweren Behinderung zu eigen ist, möchte er anderen behinderten Menschen „Mut machen“ und darüber hinaus „Toleranz und Verständnis, ja einen selbstverständlichen Umgang mit Menschen mit Behinderung fördern“. Im Oktober 2000 erhielt er für sein soziales Engagement und sein künstlerisches Wirken das Verdienstkreuz am Bande des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland.
1986 nahm Thomas Kahlau Kontakt zur Vereinigung der Mund- und Fussmalenden Künstler in aller Welt e. V. (VDMFK) auf, um sich mit anderen, ähnlich behinderten Künstlerinnen und Künstlern auszutauschen. Noch im selben Jahr wurde er Stipendiat und seit 1995 ist er Vollmitglied. „Diese starke Selbsthilfeorganisation gibt mir die soziale Sicherheit, die ich in meiner Situation brauche, um mein Talent entfalten zu können.“ Thomas Kahlaus Arbeiten sind nicht nur durch seine zahlreichen Ausstellungen bekannt – viele seiner Motive werden vom MFK-Verlag als Grußkarten oder Kalenderbilder gedruckt. 2008 erschien in Zusammenarbeit mit der Fürst-Donnersmarck-Stiftung und dem MFK-Verlag eine aktualisierte Fassung seiner Autobiografie „Die Kraft in mir“.
Als im Jahr 2013 Neuwahlen fürs Präsidium der VDMFK anstanden, bewarb sich Thomas Kahlau als Vorstandskandidat. Anfang Juli 2013 bestimmten die VDMFK-Mitglieder Serge Maudet aus Frankreich zu ihrem neuen Präsidenten und wählten unter anderem Thomas Kahlau in den Vorstand. 2017 wurde er schließlich zum Vizepräsidenten gewählt. So kann er nun noch effektiver für die Interessen der VDMFK-Mitglieder eintreten.
Mehr über Thomas Kahlau: www.mundmaler.de
Künstleraktivitäten
Celebrating Freedom
Das Festival of Lights 2024 in Berlin erhellt die Nächte der Hauptstadt und verwandelt sie in ein faszinierendes Lichtermeer! Noch bis zum 13. Oktober erstrahlen zahlreiche Wahrzeichen und historische Gebäude in lebhaften Lichtinstallationen. Anlässlich des 35. Jubiläums des Mauerfalls und des 20. Geburtstags des Festivals lautet das diesjährige Motto „Celebrating Freedom“. Die Lichtkunstwerke erzählen von den bewegenden Geschichten, die Berlins Freiheit geprägt haben, und von den Menschen, die sie lebendig machen.
„Mit unseren Inszenierungen und Kreationen möchten wir Menschen berühren. Licht leitet uns, weckt unsere Emotionen, bezaubert unsere Sinne. Licht verbindet und ist universell. Licht ist Leben,“ so Birgit Zander, Veranstalterin des Festival of Lights.
Besonders hervorzuheben sind auch zwei Werke der MFK-Mundmaler Lars Höllerer und Thomas Kahlau. Diese Kunstwerke lassen die Humboldt Universität abends im minütlichen Wechsel mit anderen Installationen, die das Unterthema „Träume“ haben, von 19 bis 23 Uhr spektakulär erstrahlen.
Das Festival of Lights ist nicht nur ein visuelles Fest, sondern auch ein Treffpunkt für Menschen aus aller Welt. Zahlreiche Führungen und Veranstaltungen laden ein, die Lichtkunst aus verschiedenen Perspektiven zu entdecken.
Weitere Informationen zum „Festival of Lights“ 2024, zu den über 40 Standorten und Kunstwerken – darunter das Brandenburger Tor, der Fernsehturm, der Berliner Dom, Bebelplatz, Potsdamer Platz, das Nikolaiviertel sowie das Schloss Charlottenburg – finden Sie hier .
Colours of Life
Berlin ist zurzeit die größte Open Air Gallery Europas, denn noch bis zum 15. Oktober 2023 findet dort das 19. „Festival of
Lights“ statt. “Colours of Life” lautet der Titel dieses faszinierenden Lichtkunstspektakels. „Mit unserem diesjährigen Motto möchten wir nicht nur auf verschiedene Kunstformen und Variationen der Lichtkunst aufmerksam machen, sondern legen besonderen Fokus auf menschliche Werte wie Einzigartigkeit, Würde, Respekt und Akzeptanz“, so die Veranstalter*innen. Zum ersten Mal mit dabei: Mit „Mohnblumenwiese“ und „Für Dich. Ein Blumenstrauß voll von Glaube – Liebe – Hoffnung“ zwei Werke der Mundmaler Thomas Kahlau bzw. und Lars Höllerer. Sie bringen im minütlichen Wechsel mit acht weiteren Kunstwerken – darunter das einer weiteren Mundmalerin – abends ab 19 Uhr bis 23 Uhr den Berliner Dom spektakulär zum Leuchten.
Starke Farben, die sich gut auf dem nächtlichen Relief des Berliner Doms abheben, die Motive und die lebensbejahende Farbgebung waren für die Macher*innen des Festivals ausschlaggebend, die Bilder aufzunehmen. Außerdem „möchten wir die Vielfalt von Kunst und Künstler*innen zeigen, wozu natürlich auch Inklusionskünstler*innen zählen“. Somit würden Thomas Kahlau, Lars Höllerer und Louisa Band in vielerlei Hinsicht dazu beitragen, die Vielfalt und die Colours of Life zu verwirklichen. „Diese besondere Künstlergruppe zeigt in ganz unmittelbarer Weise, dass Kunst imaginäre Grenzen zwischen verschiedenen Menschen zu überwinden vermag. Ihre Beiträge regen uns als Betrachter*innen dazu an, der Verschiedenheit eines jeden Einzelnen mit Respekt und Wertschätzung zu begegnen. Menschen mit Behinderung sind ein Teil unserer Gesellschaft, den wir mit großem Stolz und Freude in der Gruppe der Festival Künstler*innen repräsentieren. Sichtbarkeit ist ein sehr wichtiger Baustein für eine inklusivere Welt.“
Weitere Infos zum „Festival of Lights“ 2023 und welche Kunstwerke an den über 40 Standorte und Plätze – darunter das Brandenburger Tor, der Fernsehturm, Berliner Dom, Bebelplatz, Potsdamer Platz, das Nikolaiviertel und viele Kieze sowie das Schloss Charlottenburg –zu sehen ist, gibt es hier
(Bildquelle: Festival of Lights)
Querschnitt
Der Titel „Querschnitt“ ist Programm, denn es ist tatsächlich ein Querschnitt aus Thomas Kahlaus Werk, der vom 11. Oktober bis 29. Dezember 2023 im Rathaus von Rathenow zu sehen ist. In der Ausstellungsankündigung des Stadtverwaltung Rathenow heißt es dazu: „Seine [Thomas Kahlaus] Werke sind eine feinfühlige Auseinandersetzung mit Landschaften, Stillleben und dem menschlichen Dasein. Doch was seine Kunst wirklich auszeichnet, ist die intensive emotionale Tiefe. Seine Werke sind ein Spiegelbild seiner innersten Empfindungen, die von Freude, Kraft, Wut, Verzweiflung und Hoffnung geprägt sind. In seinen Bildern verschmelzen Licht, Farbe und Form zu einer lebendigen, kraftvollen Darstellung seiner Gefühlswelt.“ Und weiter: „Im Jahr 1978 begann er [Thomas Kahlau] seine ersten Malversuche und entwickelte im Laufe der Jahre eine beeindruckende Technik, indem er seinen Mund als kreatives Werkzeug einsetzte. Für diesen Künstler steht jedoch nicht der Umstand der Entstehung, nämlich die Mundmalerei, im Vordergrund, sondern seine Gedanken und Emotionen. Seine Kunst ist ein ständiger Austausch zwischen dem, was er sieht und dem, was er empfindet.“
Wer sich diese ausdrucksstarken Gemälde anschauen möchte, kann das noch bis Ende dieses Jahres tun: Das Rathaus in Rathenow in der Berliner Straße 15 ist täglich von 7 Uhr bis 17.30 Uhr geöffnet. Am Wochenende bleibt das Haus geschlossen.
Die Vernissage zur Ausstellung findet am Mittwoch, 11. Oktober 2023, um 15 Uhr statt. Alle Kunstinteressierten sind herzlich zur Eröffnung und zum Besuch der Ausstellung eingeladen. Der Eintritt ist frei.
Weitere Informationen gibt es hier
Filmisches Porträt
Anfang des Jahres standen vier junge Menschen in Berlin vor einer Herausforderung: Zum Abschluss des Producer-Volontariat-Programms der Produzentenallianz Initiative für Qualifikation (PAIQ) sollten sie einen Kurzfilm produzieren. Vorgegeben war das Thema: „Diversität“, und die Länge: maximal drei Minuten. Alles andere lag in ihren Händen – angefangen von der Idee, dem Entwickeln der Storyline und des Storyboards, über die eigentlichen Dreharbeiten bis hin zum finalen Schnitt.
Wie sie das Thema „Diversität“ angehen wollten, wussten Sibel Chalkias, Aline Engelmeier, Louisa Feickert und Maximilian Geschke ziemlich schnell: „Wir wollten unseren Fokus auf die Kunst- und Kulturbranche richten. Uns hat besonders interessiert, wie Künstlerinnen und Künstler mit Beeinträchtigung in der Kunstwelt wahrgenommen werden.“ Um mit dem Kurzfilm Nähe und eine persönliche Ebene zu erreichen, war ihnen von Anfang an klar, dass es sich dabei um ein Porträt handeln sollte. „Die Herausforderung war, hierfür eine Person zu finden, die sowohl eine Geschichte zu erzählen hat als auch Expertise im Kunstbereich mitbringt.“ Bei ihren Recherchen entdeckte das Team zwei mögliche Kandidat:innen: Mundmalerin Selma Aman und Mundmaler Thomas Kahlau, beide im Raum Berlin ansässig. Nach einem Gespräch mit dem MFK-Verlag fragten die jungen Filmemacher:innen bei beiden Kunstschaffenden an.
Thomas Kahlau sagte zu – und die vier kreativen Köpfe machten sich daraufhin gemeinsam ans Werk. „Als wir uns das erste Mal mit Thomas Kahlau zum Vorgespräch trafen, waren wir ein bisschen nervös“, erinnert sich Maximilian Geschke: „Wir wussten nicht, was uns erwartet, und waren uns auch nicht sicher, ob wir ihm mit einzelnen Fragen zu nahe treten würden.“ Doch die Nervosität war schnell verflogen: „Thomas Kahlau ist ein großartiger Gesprächspartner!“ Nach einem gemeinsamen Brainstorming überlegten sich die Nachwuchsfilmemacher:innen, wie Einstieg und Ende ihres Films aussehen sollten und wie sie zunächst die Kunst in den Mittelpunkt stellen konnten, bevor sie den Mensch dahinter zeigen. Dann ging’s an die eigentlichen Dreharbeiten – eine sehr persönliche Angelegenheit, denn sie durften Thomas Kahlau in seinem privaten Atelier aufnehmen.
Aus den Aufnahmen ist nach dem Schnitt schließlich der Fünf-Minüter „(un)sichtbar – inclusive arts“ entstanden. Ein beeindruckendes Porträt über den Maler, seine Kunst und seine Erfahrungen in der Kunstwelt. „Der Film kam trotz ‚Überlänge‘ gut an – die Prüferinnen und Prüfer waren sehr bewegt von Thomas Kahlaus Geschichte“, erzählt Maximilian Geschke.
Der Kurzfilm ist nun für alle Interessierten frei zugänglich. Wer sich das Filmporträt ansehen möchte, hat auf dem Youtube-Kanal des MFK-Verlags die Möglichkeit dazu.
Ein Haus Gottes – und der Kunst
Jeden Sommer stellt die Kirchengemeinde Postdam die Neue Kirche – nach ihrem Förderer auch Kaiser-Friedrich-Kirche genannt – im Ortsteil Golm für drei Monate der Kunst zur Verfügung. Die diesjährige Sommerausstellung, die am 25. Mai 2023 eröffnet wurde und noch bis 10. September 2023 läuft, zeigt eine Auswahl an Gemälden des Mundmalers Thomas Kahlau. Besondere Kunst an einem besonderen Ausstellungsort sozusagen, denn die Kaiser-Friedrich-Kirche ist ein 1883 bis 1886 im neugotischen Stil erbautes Kirchengebäude, das zu den schönsten der Mark Brandenburg zählt. Der von von Kronprinzessin Victoria und Kronprinz Friedrich maßgeblich geförderte Kirchenbau steht unter Denkmalschutz.
Die Ausstellung ist zu den Gottesdiensten geöffnet sowie sonntags von 15 bis 17 Uhr. Finissage der Schau ist am 10. September um 18 Uhr im Rahmen einer Abschlussandacht.