
Dirk Bennewitz
Mundmaler

Mundmaler
„Viele Querschnittsgelähmte wissen erst einmal nicht, wie es in ihrem Leben weitergehen soll. Vielleicht kann ich sie mit meiner Geschichte ermutigen, etwas aus ihrer Situation zu machen. Es wäre schön, wenn ich zeigen könnte, dass man trotzdem etwas leisten kann, sich nicht fallen lassen muss.“
Dirk Bennewitz, ein vielseitiger Mundmaler, hat mittlerweile gelernt, sein Schicksal anzunehmen und will sogar Vorbild sein für diejenigen, die Ähnliches erfahren haben. Doch das war nicht immer so. Mit 24 Jahren erleidet er einen Badeunfall im Knappensee in der Lausitz. Seitdem ist er von der Schulter abwärts gelähmt. Nur noch mit der linken Hand gelingt es ihm, einen Joystick-Aufsatz zur Steuerung seines Rollstuhls zu bedienen. „Ich fühlte mich völlig aus dem Leben herausgerissen. Ich war 24 Jahre alt, hatte meinen Beruf, war viel unterwegs, und dann so ein Schicksal. Damit konnte ich erstmal nicht umgehen“, erzählt er.
Auf den Unfall folgten elf Monate in einer Rehaklinik nahe Dresden, während derer seine Eltern nach einem Haus suchten, das sich zum barrierefreien Umbau eignete. Dafür, dass seine Eltern ihn von Anfang an unterstützt haben, ist er besonders dankbar: „Es gibt viele, die ins Heim gehen, das musste ich nicht. Meine Eltern haben das Haus umgebaut, mich dorthin mitgenommen und erstmal gepflegt.“ In dem Haus in Hosena lebt er bis heute, allerdings nur noch mit seinem Vater. Denn 2015 erleidet er einen weiteren Schicksalsschlag: Seine Mutter stirbt an Krebs.
Im selben Ort lebt dafür ein Mensch, der ihm Jahre später sehr ans Herz wachsen wird: seine Assistentin und Lebensgefährtin. Als sie zufällig eines seiner alten Bilder in seinem Schrank findet, ermutigt sie ihn dazu, wieder zu malen und sein Talent weiter auszubauen. Der gelernte Maschinist und Baumarkt-Fachverkäufer ist zunächst skeptisch: „Ich habe mir Videos von Mundmalern angeschaut, mir das aber selbst nicht zugetraut.“
Doch seine Freundin lässt nicht locker, stellt 2021 sogar den Kontakt zu Lars Höllerer her, den Dirk Bennewitz für seine Art zu Malen schon immer bewundert hatte. „Sie bestärkte mich, indem sie mir sagte, dass wir einen sehr ähnlichen Charakter hätten: lustig, lebensfroh, trotz allem humorvoll“, erinnert er sich. Auf ein erstes Telefonat folgen viele Gespräche, Besuche, Austausch von Tipps und Techniken und schließlich die Ermunterung zur Bewerbung bei der Vereinigung der Mund- und Fussmalenden Künstler in aller Welt e. V. (VDMFK). „Nach der Einreichung war ich schon sehr nervös, habe immer wieder nachgefragt. Als dann die Zusage kam, habe ich mich sehr gefreut.“
Von Zweifeln und Nervosität ist heute nichts mehr zu spüren. Vielmehr sprudelt er nur so vor Ideen und weiß manchmal nicht, welche er zuerst umsetzen soll. „Einen Stil habe ich überhaupt nicht. Ich male, was mir Spaß macht: Landschaftsbilder, Aktbilder, expressionistisch, surrealistisch – also querbeet“, erklärt er. Inspiration findet er überall. Durch eine spektakuläre Aufnahme im Internet, draußen in der Natur oder auf einer seiner vielen Reisen in Deutschland oder Europa, die er mit seiner Partnerin unternimmt.
Ende 2024 hat die VDMFK entschieden, Dirk Bennewitz als Stipendiat aufzunehmen. Im März 2025 beginnt sein Stipendium, damit wird es ihm ermöglicht, sich unter fachkundiger Anleitung künstlerisch weiterzuentwickeln und von den anderen Künstlerinnen und Künstlern zu lernen. „Es ist wirklich großartig, dass es diese Vereinigung gibt“, freut er sich. „Beim Workshop im August 2024 als Gast dabei sein zu dürfen, war schon eine tolle Erfahrung. Ich habe viel gelernt – und alle haben mir das gute Gefühl gegeben, dazuzugehören.